Nach jahrelanger erfolgloser Alzheimerforschung zeichnen sich mit den Wirkstoffen Lecanemab des Pharmaunternehmens Eisai sowie Donanemab des Pharmaunternehmens Eli Lilly zwei neue Substanzen für die krankheitsmodifizierende Therapie der Alzheimerkrankheit ab. Anfang Juli wurde der Wirkstoff Lecanemab in den USA zur Behandlung von Alzheimer zugelassen. Ein Entscheid von Swissmedic wird frühestens per Mitte 2024 erwartet. Der Zulassungsbescheid für Donanemab in den USA wird per Ende 2023 erwartet.
Swiss Memory Clinics werten die bisher publizierten Studienresultate als positiv. Der reale Langzeitnutzen und die Risiken dieser Alzheimer-Wirkstoffe werden sich allerdings erst nach der Zulassung bei der breiten Anwendung vollumfänglich zeigen.
Beide Wirkstoffe greifen in den Krankheitsprozess ein und entfernen für die Alzheimerkrankheit typische Proteine im Gehirn. Diese Entwicklung kann durchaus als Meilenstein in der Alzheimerforschung angesehen werden und gibt Betroffenen neue Hoffnung. Euphorie ist aber nicht angebracht, denn nur ein Teil der von demenziellen Erkrankungen Betroffenen kommt für eine solche Therapie in Frage und der Krankheitsverlauf lässt sich bloss verzögern. Der bisher beobachtete positive klinische Effekt fällt moderat aus. Zudem gehen die Behandlungen mit nicht zu unterschätzenden Risiken einher. Darüber hinaus sind die Kosten für das neue Medikament hoch, in den USA beläuft sich der Listenpreis für Lecanemab auf 26‘500 Dollar pro Jahr.
Die klinische Standard-Behandlung sowie Beratung und Begleitung von Demenzbetroffenen werden weiterhin sehr zentral bleiben. Wichtig ist daher besonders, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen auf etablierte medikamentöse und nichtmedikamentöse Interventionen, begleitende Beratung und weitere Entlastungsangebote zählen können. Wir verweisen dazu auch auf die in Kürze erscheinenden SMC-Therapieempfehlungen. Nichtmedikamentöse Therapien und angepasste Alltagsaktivitäten wie sie auch die kantonalen Alzheimer-Sektionen in Form begleiteter Spaziergänge, Museumsbesuchen oder Gesprächsgruppen anbieten, tragen entscheidend zum Wohlbefinden von Demenzbetroffenen bei.